Was ist eigentlich Plastik?
Plastik ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch obwohl es praktisch erscheint, ist Plastik nicht umweltfreundlich und nachhaltig. Aber warum genau ist das so? Was ist Plastik überhaupt und wie wird es abgebaut? In diesem Artikel werden wir uns mit diesen Fragen beschäftigen, um ein besseres Verständnis für die Problematik von Plastik zu entwickeln. Wir haben heutzutage die Möglichkeit, nachhaltige Lösungen zu erforschen und aktiv an einer besseren Zukunft mitzuwirken. Gemeinsam können wir dazu beitragen, die Umweltverschmutzung und die Folgen unserer massiven Plastikproduktion zu stoppen und ein alternatives und wirklich nachhaltiges Kreislaufsystem zu entwickeln.
Was ist eigentlich Plastik? [1]
Plastik beschreibt eine Klasse von verschiedenen Materialien. Diese Materialien sind verschiedene synthetisch hergestellte Polymere. Polymere sind lange Ketten (altgriechisch: Poly = Viel und Meros = Teil), die aus verschiedenen kleineren Bausteinen, den Monomeren, aufgebaut sind. Diese Moleküle können aus nachwachsenden oder fossilen Quellen hergestellt werden.
Natürliche Polymere sind essentiell für jegliches Leben unsere DNA ist ein Polymer, Proteine sind Polymere, Cellulose sind Polymere aus Zuckermonomeren und so weiter.
Synthetische Polymere, zu denen auch Kunststoffe gehören, werden hergestellt, indem Monomere durch eine chemische Kettenreaktion verknüpft, diese können dann nicht mehr einfach abgebaut werden. Abhängig von der Kombination der verschieden Polymeren und Zugabe von Additiven kann Plastik so viele verschiedene Eigenschaften haben.
Wie wird Plastik abgebaut? [2]
Plastik braucht sehr lange, um abgebaut zu werden. Für einen natürlichen Abbau muss Plastik zunächst durch Sonne, Hitze, Säuren oder andere Umweltfaktoren in kleinere Stücke zerfallen. Dieser Abbauprozess ist stark davon abhängig, um welche Plastik es sich handelt und in welcher Umgebung sich das Plastik befindet. Plastik, welches sich in der Natur befindet, im Meer oder an Land vergaben, ist verschiedenen Umweltbedingungen ausgesetzt und bis zu der Zerteilung in ihren kleinsten Einzelteilen können kleinere Partikel als Mikroplastik leicht in die Nahrungskette gelangen.
Die Zersetzung wird mit Halbwertszeiten angegeben. Das bezeichnet die Zeit, in der sich die Menge an ursprünglichen Plastik halbiert hat. Plastikprodukte, die wir täglich nutzen, haben eine Halbwertszeit von Jahren und Jahrhunderten.
Was ist Mikroplastik? [3] [4] [5]
Mikroplastik werden sehr kleine Plastikpartikel genannt. Die Existenz von Mikroplastik ist bereits seit 1970ern bekannt. Unterschieden werden zwei Arten von Mikroplastik.
Das primäre Mikroplastik bei dem bewusst klein produzierte Partikel Teil von einem Produkt sind, wie in Peelings und anderen Kosmetikartikeln.
Das sekundäre Mikroplastik entsteht beim Zerfall von großen Plastikprodukten (Meso-/ Makroplastik) z.B. durch mechanische o. biologische Einflüsse.
Weiterhin entsteht Mikroplastik beim Waschen von synthetischer Kleidung. Viele dieser Partikel sind klein genug, um Wasseraufbereitungs-/ Kläranlage zu durchlaufen und können zudem von Organismen (Wirbeltieren und Wirbellosen) aufgenommen werden oder verweilen lange, bis sie abgebaut werden.
Partikelname | Durchmesser |
Small microplastics | 0,33 mm – 1 mm |
Large microplastics | 1,01 – 4,75 mm |
Mesoplastics | 4,76 – 200 mm |
Macroplastics | > 200 mm |
Mikroplastik kann potenziell negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, indem es schädliche Chemikalien absorbieren und so in unseren Körper bringt. Schwermetalle oder organische Schadstoffe könen dann intrinsische Störungen verursachen. Zudem beeinflusst es Ökosysteme, indem es Organismen in der Nahrungskette stört und langfristig zu Umweltproblemen führt. Das beeinflusst, dann auch uns. Es ist daher wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Freisetzung von Mikroplastik zu reduzieren und nachhaltige Alternativen zu fördern, um unsere Gesundheit und die Umwelt zu schützen.
Was für Arten von Plastik gibt es? [6] - [13]
Im Recycling-Kontext wird zwischen sechs Plastikarten und einer Gruppe allen weiteren Arten. Für jede Plastikgruppe gibt es ein Recycling-Code, der auf vielen Produkten angeben wird. Die Codes sollen helfen zu unterscheiden, wie Abfälle getrennt und recycelt werden können, doch weniger als die Hälfte der deutschen Kunststoffabfälle werden auch tatsächlich recycelt.
Anteile der verschiedenen Kunststofftypen in Deutschland (2017)
Bild: Alina Stegemann, Students for Future Hamburg
Recycling Code 1: Polyethylenterephthalat (PET)
Eigenschaften: Beständig gegen verschiedene Chemikalien, durchsichtig oder farbig durchscheinend.
Problem: PET gibt mit der Zeit gesundheitsschädigendes Acetaldehyd und Antimontrioxid in die Flüssigkeit ab. Zudem haben Forscher der Universität Frankfurt am Main entdeckt, dass aus PET-Flaschen hormonell wirksame Stoffe ins Wasser übergehen können.
Verwenfung: Lebensmittelverpackungen, Lebensmittelflaschen, Polyesterfasern, Folien.
Ist es recyclable? PET-Flaschen mit (bis zu 75 % Rezyklatausbeute und) guter Recyclinginfrastruktur, für PET-Verpackungen derzeit kaum Recyclinginfrastruktur vorhanden.
Halbwertszeit: Schätzungsweise >2500 Jahre vergraben an Land.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 2: Polyethylen hoher Dichte (PE-HD)
Eigenschaften: weiß oder farbig, hohe Dichte.
Verwendung: Plastikflaschen, Reinigungsmittelbehälter, Rohre für Gas- und Trinkwasser, Haushaltswaren, Gefriertüten, Shampooflaschen, Eiscremebehälter.
Ist es recyclable? (Rezyklatausbeute bis zu 75 %), Recycling Infrastruktur gegeben.
Halbwertszeit: HDPE-Rohre etwa 5000 Jahre vergraben an Land, im Meer 1200 Jahre. Plastikflaschen aus HDPE etwa 250 Jahre vergraben an Land, Meer 58 Jahre.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 3: Polyvinylchlorid (PVC)
Eigenschaften: robust, leicht, flexibel, gute Barriere gegen Wasser und Sauerstoff.
Problem: PVC verursacht von der Produktion bis zur Entsorgung gravierende Gesundheits- und Umweltprobleme. So gibt Weich-PVC gesundheitsschädliche Weichmacher ab. Das Recycling ist durch die Vielzahl der Zusatzstoffe problematisch, bei der Verbrennung können giftige Dioxine entstehen.
Verwendung: Stiefel, Duschvorhänge, Fensterrahmen, Rohre, Bodenbeläge, Elektrokabel, Kunstleder, Blister für Medikamente.
Ist es recyclable? In der Regel aus Abfallgemischen getrennt und thermisch verwertet. Einzelne, auf den Wertstoff spezialisierte Anlagen erreichen mit aufwendiger Aufbereitung sehr gute Rezyklatausbeuten. (Bsp. Altfenster: 89 %)
Halbwertszeit: Schätzungsweise >2500 Jahre vergraben an Land.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 4: Polyethylen niedriger Dichte (PE-LD)
Eigenschaften: Durchsichtig, weiß oder farbig, elastisch.
Verwendung: Plastiktüten, Frischhaltefolien, Müllsäcke, Tuben, Milchkartonbeschichtungen.
Ist es recyclable? Großformatige Folien/Beutel mit guter Recyclinginfrastruktur, für sonstige Verpackungen nur begrenzt. (Rezyklatausbeute von ca. 70 %)
Halbwertszeit: Plastiktüten ca. 5 Jahre vergraben an Land, 3 Jahre im Meer.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 5: Polypropylen (PP)
Eigenschaften: Leicht, glänzend, reißfest.
Verwendung: Lebensmittelverpackungen, DVD-Hüllen, Innenraumverkleidungen, Stoßstangen, Kindersitze.
Ist es recyclable? Vergleichbar mit PE bei formstabilen Verpackungen, für flexible Verpackungen nur begrenzt Recycling Infrastruktur vorhanden.
Halbwertszeit: 53 Jahre im Meer als Essensboxen.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 6: Polystyrol (PS)
Eigenschaften: Fest oder geschäumt, geringe Dichte.
Problem: Recycling ist schwierig und Verbrennung problematisch. Es wird nur ein Prozent der jährlich erzeugten 14 Millionen Tonnen Styropor recycelt. Bei der Herstellung von Polystyrol kommt das krebserregende Benzol zum Einsatz, die Verarbeitung führt zur Freisetzung des karzinogenen Styroloxids.
Verwendung: Verpackungen, Lebensmittelverpackungen, Dämmstoff, Einweggeschirr, isolierte Essensverpackungen, Schutzmaterial für Transport.
Ist es recyclable? Recyclinginfrastruktur für Verpackungen nur begrenzt vorhanden.
Halbwertszeit: Schätzungsweise >2500 Jahre vergraben an Land.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Recycling Code 7: Alle Weiteren Plastikarten
z.B. Polycarbonat (PC), Polyamid (PA), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacylat (PMMA), Polyactide (PLA) u.a.
Eigenschaften: Verschiedenenste Eigenschaften
Problem: Aus z.B. Polycarbonat wird die hormonell wirksame Substanz Bisphenol A (BPA) freigesetzt. BPA wird mit Störungen der Sexual- und Gehirnentwicklung in Zusammenhang gebracht. BPA steht im begründeten Verdacht das Hormonsystem schädlich zu beeinflussen, fortpflanzungsschädigend und krebserregend zu sein, sowie das Herzinfarktrisiko zu erhöhen.
Anwendungen (Bilder): Koffer, CDs und DVDs, Bekleidung, Seile, Fallschirme, Borsten von Zahnbürsten, Spielzeug, Gehäuse von Elektrogeräten
Ist es recyclable? Hängt von Art und Eigenschaft ab, nicht einheitlich zu bestimmen.
Halbwertszeit: Hängt von Art und Eigenschaft ab, nicht einheitlich zu bestimmen.
Bild: Alina Stegemann, Daha Yeo, Students for Future Hamburg
Was ist eigentlich der Plastic Free July? [14]
Der Plastic Free July ist eine globale Bewegung, um auf das Thema Plastik aufmerksam zu machen. Jedes Jahr im Juli werden Ressourcen und Ideen geteilt, um dir und Millionen anderen auf der Welt Plastikmüll zu reduzieren. Plastic Free July® ist eine in Australien eingetragene Wohltätigkeitsorganisation, die auf der ganzen Welt operiert.
Dieser Text ist aus den Informationen der Plastik Free July Instagram Posts von den Students for Future Hamburg entstanden. Unsere Instagram Posts:
Post 1 - Was ist eigentlich Plastik?
Post 2 - Was für Arten von Plastik gibt es und wie wird Plastik abgebaut?
Post 3 - Welche Eigenschaften haben die Plastikarten und welche sind gut recyclebar?
Quellen
[1] Cole, Lindeque, Halsband, Galloway, 2016, S.2f
[2] Chamas A, Moon H, Zheng J, Qiu Y, Tabassum T, Jang JH, Abu-Omar M, Scott SL, Suh S. (2020). Degradation Rates of Plastics in the Environment. In: ACS Sustainable Chemistry & Engineering. Vol. 8. Washington, D.C: American Chemical Society. S. 3494−3511.
[3] Lambert & Wagner, 2018, S.4
[4] Eriksen, Lebreton, Carson et al, 2014, S. 2
[5] Masura et al, 2015, S.1
[6] Umweltbundesamt 2020, eigene Zusammenstellung mit Daten der CONVERSIO Market & Strategy GmbH Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2019. Stand 08/2020. Entwicklung der Verwertung der Kunststoffabfälle
[7] Verpackungsgesetz (VerpackG). 2017. Anlage 5 (zu § 6): Kennzeichnung von Verpackungen. In: BGBl. I 2017, 2257 - 2259.
[8] Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) (2019). Plastikatlas 2019. 5. Auflage, Oktober 2020. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/chemie_plastikatlas_2019.pdf. S. 11, 13
[9] Knappe F, Reinhardt J, Kauertz B, Oetjen-Dehne R, Buschow N, Ritthoff M, Wilts H, Lehmann M. (2021): Technische Potenzialanalyse zur Steigerung des Kunststoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt (Hrsg.).
[10] Schyns Z, Shaver M. (2021). Mechanical Recycling of Packaging Plastics: A Review. In: Macromolecular Rapid Communications. Weinheim: Wiley-VCH Verlag.
[11] Shen L, Worrell E. (2014). Plastic Recycling. In: Handbook of Recycling. Amsterdam: Elsevier Verlag.
[12] Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (2021). Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen gemäß § 21 Abs. 3 VerpackG. Osnabrück: Konsultationsversion Umweltbundesamt.
[13] United Nations Environment Programme (UNEP). (2018). Single-Use Plastics: A Roadmap for Sustainability. 2. Auflage. S. 3