Wie trägt die HAW Hamburg zur Klimakrise bei und wie kann sie Verantwortung übernehmen?
Die Klimakrise ist die dringlichste Krise unserer Zeit. Ihre Tragweite muss verstanden und in konkretes Handeln umgesetzt werden. Eine Bildungseinrichtung, insbesondere eine Hochschule für “angewandte Wissenschaften”, hat dabei eine große Verantwortung und Vorbildfunktion, z.B. Lehre und Forschung zur Bewältigung der Klimakrise und Klimaneutralität des Hochschulbetriebs.
Nach dem Kabinettsbeschluss von 2019 soll die Bundesverwaltung bis 2030 klimaneutral werden, also alle den Bundesministerien nachgeordneten Behörden. Auch im Hamburger Klimaplan wird das Ziel einer klimaneutralen Landesverwaltung bis 2030 bekräftigt. Daraus ergibt sich unmittelbar eine Verpflichtung zum klimaneutralen Betrieb der Universitäten und Hochschulen bis spätestens 2030.
Die HAW Hamburg hat 1998 mit dem damaligen Umweltmanagement umfassende Umweltleitlinien verabschiedet. Die Hochschule versteht sich als „wichtiger Teil der öffentlichen Einrichtungen der Stadt“ und will sich deshalb „aktiv in den Prozess einer nachhaltigen Entwicklung der Stadt einbringen“.
Mit Studiengängen wie Umwelttechnik, Gesundheitswissenschaften oder Regenerative Energiesysteme und Energiemanagement setzt die Hochschule bereits Zeichen für einen positiven Wandel. Das 2008 gegründete Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E), das an nachhaltigen Lösungen für Energieprobleme forscht, hat das Ziel, die HAW Hamburg zur führenden Hochschule für Energie und Energieeffizienz im Norden zu machen. Damit verpflichtet sich das CC4E und damit auch die HAW Hamburg, einen Beitrag zur Energiewende und zu einem effektiven Klima- und Umweltschutz zu leisten.
Wie hoch sind die Emissionen der HAW Hamburg? Und welche Maßnahmen hat die HAW Hamburg bisher ergriffen, um ihre Emissionen zu reduzieren?
Es gibt leider kein offizielles öffentliches Monitoring der gesamten Treibhausgasemissionen an der HAW Hamburg. Es gibt auch keinen eigenen Klimaschutzplan und keine Emissionsminderungsziele. Auf den Dächern der Hochschule sind einige Photovoltaikanlagen installiert, die aber für einen klimaneutralen Hochschulbetrieb nicht ausschlaggebend sind.
Es liegen jedoch einige Zahlen und Informationen vor, die eine Abschätzung des Energieverbrauchs der HAW Hamburg ermöglichen.
Strom
Nach dem Hamburger-Energiebericht 2020 verbrauchen allein die Hochschulen 18% des gesamten Hamburg Strom (Energie, 2020). Die Stromanbieter der HAW werden auf der Website nicht veröffentlicht.
Wärme
Die Gebäude der HAW werden überwiegend mit Fernwärme aus dem Hamburger Fernwärmenetz versorgt, die fossil erzeugt wird (Siemens AG, 2020). Aufgrund der schlechten Wärmedämmung ist der Wärmeverbrauch der HAW besonders hoch. - Ein Großteil der älteren Hochschulgebäude wurde nicht energieeffizient gebaut. Vor allem die Standorte Berliner Tor und Bergedorf sind energetisch stark sanierungsbedürftig.
Betrachtung einzelner Hochschulgebäude
Im Folgenden werden die einzelnen Hochschulgebäude konkreter betrachtet (für diesen Beitrag wurde der Ist-Zustand anhand der Energieausweise ermittelt):
Der Campus Berliner Tor besteht aus mehreren Gebäuden mit den Adressen Berliner Tor 5, 7, 7a, 9, 11, 13 und 21. Die Baujahre der Gebäude liegen zwischen 1914 und 2001. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme aus dem Hamburger Fernwärmenetz, die fossil erzeugt wird (Siemens AG, 2020). Am Campus Berliner Tor besteht das Problem, dass der Campus aus mehreren Gebäuden besteht und der Energieausweis für alle Gebäude zusammen ausgestellt wird. Dies geschieht aus Gründen der Kostenersparnis, erschwert aber das Monitoring erheblich, wenn die einzelnen Gebäude nicht nachvollziehbar aufgelistet sind.
Der Campus Bergedorf Ulmenliet 20 wurde zwischen 1972 und 1997 erbaut. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme aus dem Heizkraftwerk Lohbrügge Nord. Im Heizkraftwerk wird die Wärme mit fossilen Brennstoffen erzeugt (Siemens AG, 2020). Der Campus steht aufgrund seiner typischen Architektur des Betonbrutalismus unter Denkmalschutz. Die Aluminiumfassade der Gebäude ist sehr wärmedurchlässig, so dass im Winter ein hoher Heizbedarf besteht. Darüber hinaus ist der Fakultät Life Sciences bekannt, dass sich der Campus Bergedorf auch im Sommer sehr stark aufheizt. Damit wird deutlich, dass eine schlechte Wärmedämmung nicht nur die Energieeffizienz der Heizung beeinflusst, sondern auch im Sommer, wenn sich die Räume sehr stark aufheizen, zum Problem werden kann.
Die HAW mietet zwei Gebäude mit den Adressen Alexanderstraße 1 und Finkenau 35. Das Gebäude Alexanderstraße 1 des Departments Design, Medien, Information gehört ebenfalls zur HAW und steht wie die Finkenau 35 unter Denkmalschutz. Für diese Gebäude liegen keine Energieausweise vor.
Das Gebäude des Campus Armgartstraße wurde 1905 errichtet. Die Wärmeversorgung erfolgt über Fernwärme aus dem Hamburger Fernwärmenetz, die ebenfalls fossil erzeugt wird (Siemens AG, 2020).
Das Gebäude an der Stiftstraße 69 ist ein Verwaltungsgebäude der HAW und wurde 1975 erbaut. Die Wärme wird mittels Fernwärme aus dem Fernwärmenetz Hamburg bezogen, die ebenfalls fossil hergestellt wird (Siemens AG, 2020).
Welche Maßnahmen könnte die HAW Hamburg noch ergreifen?
Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft sind Photovoltaikanlagen unverzichtbar. Hochschulen mit ihren oft sehr großen Dachflächen können dabei eine wichtige Rolle spielen.
Wie viel Energie die HAW Hamburg theoretisch selbst produzieren und damit ihre Kosten senken und gleichzeitig eine Vorbildfunktion einnehmen kann, wurde in einer Arbeit von Studierenden der Umwelttechnik der HAW recherchiert. Die Recherche ergab, dass die potenziell für Photovoltaikanlagen nutzbare Dachfläche der HAW Hamburg bei einer Gesamtfläche von 39.200 m² bei 19.600 m² liegt, was einem Anteil von 50 % entspricht.
Um eine bessere Abschätzung vornehmen zu können, wurde diese potenzielle Strommenge dem Gesamtstromverbrauch der HAW in den Jahren 2010-2019 gegenübergestellt. Daraus ergibt sich folgende Grafik, die zeigt, dass der potenzielle PV-Strom ca. 34 % des Gesamtstromverbrauchs der HAW ausmacht. Dies ist ein nicht zu vernachlässigender Anteil.
Welche Projekte und Initiativen gibt es an der HAW Hamburg, die sich für Klimaschutz einsetzen?
Forschungswindpark Curslack
Das Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) führt in Hamburg den Forschungswindpark Curslack mit fünf Windenergieanlagen der 2,40 bis 3,15 Megawatt-Klasse. Durch diesen Windpark können jährlich bis zu 11.000 Zweipersonenhaushalte mit Strom versorgt werden.
Weitere Forschungsprojekte der HAW
- “Forschungsschwerpunkt Energie und Nachhaltigkeit” an der HAW Hamburg
- Das Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E)
- Forschungs und Transferzentrum für Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement (FTZ NK)
- One World Engineering
Initiativen und ihre Projekte
- Computer Science for Future
- Green Office HAW
- Ringvorlesung zur Klimakrise von Students for Future Hamburg
- Students for Future Hamburg
- AStA Referat für Ökologie
Was tun wir als Students for Future Hamburg für Klimagerechtigkeit an der HAW Hamburg?
Wir sind im Studierendenparlament und im AStA der HAW Hamburg als Liste Fridays for Future vertreten und setzen uns für eine klimaneutrale Hochschule ein!
Bereits im Jahr 2020 haben wir im Studierendenparlament der HAW Hamburg einen Antrag zur Klimaneutralität der HAW Hamburg beschlossen.
Als StuPa fordern wir weiterhin die Umsetzung der Klimaneutralität an der Hochschule. Denn unserer Meinung nach sollte sich die Hochschule aktiv für die Klimaneutralität einsetzen und hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir schlagen folgende Maßnahmen vor:
- Umsetzung einer autarken Energieversorgung an der HAW Hamburg: 100 % erneuerbarer Energien und klimaneutrale Sanierung der Hochschulgebäude. – Wir sehen dies zudem als langfristige und verantwortungsvolle Maßnahmen gegen die Unterfinanzierung der Hochschulen.
- Klimaneutrale Mensen: 80 % vegane/vegetarische Gerichte.
- Klimabildungin allen Studiengängen, mit fachspezifischer Schwerpunktsetzung.
- Ausweitung des Semestertickets: Vergrößerung des Fahrgebiets, Vergünstigung des Tickets, Nutzungsmöglichkeit des StadtRad-Angebots.