Die Local Conference of Youth (LCOY) ist Europas größte Jugend-Klimakonferenz - und wir waren dabei! Das sind unsere High- und Lowlights und das nehmen wir mit.
Was ist die LCOY?
Auf der LCOY treffen sich 1600 junge Menschen um sich zu verschiedenen Themen rund um die Klimakrise weiterzubilden, auszutauschen und sich zu vernetzen. Zu den 250 Beiträgen zählen viele interaktive Workshops, Vorträge, Podiumsdiskussionen, aber auch Konzerte, ein Poetry Slam und viel Socialising.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert die jährliche Konferenz mit über €800.000. Dieses Jahr fand die LCOY an der LMU München statt, nächstes Jahr geht es nach Berlin! Es ist besonders bemerkenswert, dass die Organisation vor Ort ausschließlich durch ein großes Team aus Ehrenamtlichen bewerkstelligt wird - und das reicht vom Managen der Anmeldungen, Koordination von Schlafplätzen in fünf Turnhallen, Programm, App, Livestream, Sicherheit, Catering usw…
Unsere Highlights
Die Themen auf der LCOY reichten von Klimagerechtigkeit und -aktivismus über Energiepolitik bis zu Geoengeneering und Social Entrepreneurship.
Ein Highlight war der „Inside COP“ Workshop, bei dem drei Referent*innen des Auswärtigen Amtes erklärt haben, wie die globale Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP (Conference of Parties) funktioniert. Die Referent*innen sind Teil der deutschen Delegation, die auch dieses Jahr wieder an der Konferenz, dieses mal in Dubai, teilnehmen wird und für die deutsche Seite mitverhandeln. Auch von uns fahren einige ende November nach Dubai!
In einem spannenden Panel stritten Prof. Dr. Niko Paech und Prof. Dr. Silja Graupe mit Prof. Dr. Reint E. Gropp darüber, ob eine Wirtschaft ohne Wachstum möglich, oder gar notwendig ist. Die Diskussion fasste damit ein Problem an, was über der Konferenz als ganzes hing (dazu mehr unten). Gropp trat im Verlauf der Debatte immer mehr zurück, konnte er doch nicht leugnen, dass angesichts planetarer Grenzen eine stets wachsende Wirtschaft zum Scheitern verurteilt sei. Paech argumentierte, dass häufig beworbene technologische Lösungen das Problem stets nur verschieben, stattdessen muss das stetige Wachstum aufhören und die Gesellschaft (wieder) Verzichten lernen. Die Aufgabe von uns als Zivilgesellschaft sei es, das vorzuleben und den Entscheidungsträger*innen klar zu machen, dass es auch mit weniger geht.
Schließlich nahmen wir am Workshop „Visionieren statt desillsionieren - über studentische Partizipation in der Hochschultransformation“ vom netzwerk N statt. Durch verschiedene Projekte mit dem AStA der Uni Hamburg sind wir mit dem Netzwerk bereits gut vertraut und stets über die Impulse von anderen Hochschulen dankbar. Der Schwerpunkt bei diesem Workshop lag bei Governance, also dem „wie“ im Transformationsprozess einer Hochschule. Anhand von Fallbeispielen haben wir entdeckt, dass es vielerorts die gleichen Probleme gibt. Die reichen über festgefahrene Verwaltungsstrukturen mit zähen Beharrungsskräften bis hin zu fehlender Nachhaltigkeitsberichterstattung. Und natürlich, wie im Rahmen des Kaputtsparens der Hochschullandschaft erwartet, nicht genug Geld für echte Veränderung.
Foto: Jonas Evers, Students for Future
Kritik
Wie oben schon angeklungen, ist die Themenspanne der Veranstaltungen auf der LCOY extrem breit gefächert - und das kann eine Stärke sein! Jeder Stimme in der Klimabewegung sollte Gehör geschenkt werden, doch wo muss eine Grenze gezogen werden, um die Konferenz nicht inhaltlich zu verwässern?
Der Workshop zur „Fairen Woche“, einem Aktionsformat der Fairtrade-Initiative und der „Weltläden“ drehte sich ausschließlich darum, neue Aktionsformen zu finden, um Fairtrade-Produkte zu bewerben, ohne dabei auch die berechtigte Kritik an dem Siegel zu diskutieren. Währenddessen wird auf einem Panel im Hörsaal ausgerechnet über die Perspektive des Wintersports in Zeiten der Klimakrise diskutiert. Und auf einem Workshop zur Circular Economy stellt ein Dozent fast ausschließlich sein Startup zu Modularen Handys vor.
Viele dieser Themen sind wichtig und mindestens besprechenswert, jedoch nehmen zunehmend Narrative im Klimadiskurs Platz ein, die eher von den großen Problemen ablenken. Auch auf der LCOY in München haben sich Startups und technische Innovationen als legitime Lösungen für ein globales Gerechtigkeitsproblem profiliert. Das steht im starken Kontrast zu anderen Referent*innen, wie auf dem Panel zu Postwachstum.
Nicht alle unternehmerischen Ansätze sind zielführend, die Erzählung um sog. Innovationen häufig nur ein glänzender Vorbau von neuen wirtschaftlichen Praktiken, die die Probleme im besten Fall nur verlagern. Doch dafür haben wir keine Zeit mehr!
Dieses Thema kommt auf unseren Merkzettel, denn auch an der Uni Hamburg tut sich in der Hinsicht zurzeit einiges.
Fazit
War also alles nur Schmarrn? Selbstverständlich nicht! Wir nehmen viele spannende Impulse mit, sei es für unsere aktivistische Arbeit in der Ortsgruppe oder an der Uni!
Wir konnten uns weiter mit anderen Studis vernetzen und Kontakte knüpfen - zum Beispiel nach Lüneburg, mit denen sich die Students for Future Hamburg zum weiteren Austausch verabredet haben.
Nächstes Mal wäre es allerdings wünschenswert gewesen, nicht in einer Turnhalle zu übernachten, bei der bei jeder Bewegung nachts das Licht angeht. Also wirklich. Wir haben es nicht geschafft, diesen Bewegungsmelder aus zu machen! >:(